In all der Hektik und dem Alltagsstress einfach mal für einen Moment abschalten, entspannen und neue Energie tanken. Klingt so simpel und doch fällt es vielen Menschen schwer.
Im Alltag sind wir oft von dem Anspruch getrieben, den unzähligen Anforderungen und Erwartungen, sowohl beruflich als auch privat, gerecht zu werden. Wir möchten etwas leisten, unsere Ziele erreichen und niemanden enttäuschen.
An Entspannung ist hier meist nicht zu denken. Vielleicht hat die*der ein*e oder andere sogar ein bisschen Angst davor zu entspannen, loszulassen – möglicherweise aus Sorge, dadurch die Kontrolle zu verlieren und alles aus dem Ruder laufen zu lassen, die Aufgaben nicht (rechtzeitig) zu erfüllen.
Doch ohne Entspannung ist Anspannung nicht möglich – und umgekehrt.
Das hängt mit unserem vegetativen Nervensystem zusammen, das vor allem für die Steuerung der Tätigkeiten der inneren Organe zuständig ist und sich aus sogenannten sympathischen uns parasympathischen Teilen zusammensetzt.
Dieser Mechanismus hat uns schon in der Steinzeit das Überleben gesichert:
Der Sympathikus ist der Teil des Nervensystems, der unseren Organismus auf eine Aktivitätssteigerung einstellt. Die durch den Sympathikus hervorgerufenen Reaktionen ermöglichen uns, unverzüglich auf Gefahrensituationen (z.B. den Angriff eines gefährlichen Tieres) reagieren zu können. Durch eine Verengung der Bronchien steigen Atemfrequenz und Herzschlag, die Durchblutung wird angeregt und die Pupillen weiten sich. Wir können uns besser konzentrieren und die Muskeln werden aktiviert. Gleichzeitig werden hinderliche Körperreaktionen, wie beispielsweise die Verdauung, gehemmt. Wir sind bereit zum Kampf oder zur Flucht.
Heute müssen wir zwar nicht mehr vor gefährlichen Säbelzahntigern davonlaufen, dennoch gibt es Situationen, die die gleichen körperlichen Reaktionen hervorrufen können – sogenannte Stressauslöser.
Stressverursacher sind sehr individuell. Für die*den eine*n kann es die*der Chef*in sein, die*der einem eine herausfordernde Aufgabe zuteilt, für die*den andere*n ist es möglicherweise die*der Partner*in, die*der bestimmte Erwartungen hat.
Früher folgte auf eine Kampf-oder-Flucht-Reaktion in der Regel eine Entspannungsphase, in der der Parasympathikus zum Einsatz kam.
Der Parasympathikus ist der Teil des vegetativen Nervensystems, der dafür sorgt, dass die Bronchien sich wieder weiten sowie die Atmung und Herzfrequenz wieder zur Ruhe kommen können. In diesem Entspannungszustand kann der Körper wieder Nahrung aufnehmen, verdauen und zu Kräften kommen.
Durch die zahlreichen Herausforderungen und Anforderungen in unterschiedlichen Bereichen des Alltags befinden sich heute viele Menschen im Dauerstress und unter Daueranspannung, d.h. der Sympathikus befindet sich ständig im Einsatz und der Parasympathikus hingegen kommt häufig zu kurz. Befindet sich der Körper ununterbrochen in einem Erregungszustand, können wichtige Hormone zur Regeneration nicht mehr produziert werden. Dies kann auf Dauer zu gesundheitlichen Schäden, sowohl physisch als auch psychisch, führen. Betroffen sind zumeist das Herz-Kreislauf-System sowie der Magen-Darm-Trakt. Herzrasen, Schwindelgefühl, Brustschmerzen, Appetitlosigkeit, Verdauungsprobleme oder Übelkeit sind nur einige der möglichen Auswirkungen von Daueranspannung.
Auf psychischer Ebene kann langanhaltender Stress ohne ausreichende Ruhephasen unter anderem zu Konzentrationsschwierigkeiten, innerer Unruhe, Angst, Wut, Unzufriedenheit oder anhaltender Niedergeschlagenheit führen.
Es ist demnach ein Trugschluss, dass Entspannung uns daran hindert, unsere Ziele zu erreichen, Anforderungen gerecht zu werden oder Erwartungen zu erfüllen.
Im Gegenteil: regelmäßige Ruhephasen sind wichtig für unseren Körper und ermöglichen Regeneration, um uns anschließend wieder mit voller Energie unseren Aufgaben widmen können.
Das vegetative Nervensystem arbeitet im Wesentlichen zwar autonom und willkürlich, kann aber bis zu einem gewissen Grad aktiv beeinflusst werden.
Körperliche Anstrengung, wie beispielsweise Sport oder individuelle Herausforderungen, aktivieren den Sympathikus, bewusste Entspannung hingegen kann die Aktivitäten des Parasympathikus anregen.